So spielen unsere Kinder - Gastbeitrag

person Posted By: R. Spielwarenzauber list In: Spielen und Spielzeug On: comment Comment: 0 favorite Hit: 4860

Ein Gastbeitrag von Ines Wurbs. Sie ist diplomierte Psychologin und beschäftigt sich in Ihrem Beitrag mit dem Thema, wie Kinder spielen und wie sich das Spielen auf die Entwicklung der Kinder auswirkt.

Spielen ist wichtig, denn Spielen erfüllt ganz wesentliche Aufgaben in der Entwicklung unserer Kinder. Kinder spielen sozusagen immer und haben Freude daran. Unsere Aufgabe als Elternteil ist es, sie dabei zu unterstützen und ihnen die Freude zu lassen. So schaffen wir die beste Grundlage für lebenslanges Lernen. Hier ein kurzer Überblick, was unsere Kinder durch Spielen alles erreichen. Unsere Kinder spielen, um:

  • sich weiterentwickeln zu können

  • zu entdecken

  • zu verarbeiten

  • um sich Pausen zu verschaffen

  • um ihren eignen Gedanken nachzugehen

Spielen will allerdings gelernt sein. Natürlich müssen auch unsere Kinder sich entwickeln, um die verschiedenen Spielmethoden und Spielkategorien zu erlernen und zu beherrschen.

Die Entwicklung des Spielens

Das Babyalter

Das Spielen beginnt genau genommen schon im Babyalter. Unsere Kinder lernen, dass ihre Handlungen Reaktionen bei anderen Personen auslösen. Das sind die ersten Interaktionen, die wir Eltern bei unseren Babys beobachten können und die wohl jedes Mutterherz höher schlagen lassen. Diese ersten sozialen Interaktionen und Erfahrungen sind der Grundstein. Es ist von großer Bedeutung, dass unsere Kinder diese Zusammenhänge lernen. Reagieren wir auf diese erste soziale Kontaktaufnahme unserer Kinder nicht oder nur unzureichend, lassen sie es irgendwann bleiben und versuchen unsere Aufmerksamkeit durch andere Mitteln zu erreichen.

Das frühe Kleinkindalter

Im Kleinkindalter fangen unsere Kinder an, sich loszulösen von der Ursache-Wirkung Aktion und beginnen tatsächlich zu spielen. Besonders im Kleinkindalter sind unsere Kinder noch sehr stark Ich-zentriert und können die Sichtweisen anderer noch nicht berücksichtigen oder gar einnehmen. Das spiegelt sich natürlich auch im Spielverhalten unserer Kinder wider. Dennoch durchläuft die Entwicklung des Spielens nach M. Parten (1933) verschiedene Phasen. 

Die erste Stufe des Spieles ist allerdings eine rein passive: Sie beobachten. Das Beobachten ist somit der Vorläufer zum Spielen, der dann allmählich zum alleinigen Spiel übergeht. Hier spielen unsere Kinder mit Gegenständen oder auch mit dem eigenen Fingern oder Zehen zum Beispiel.

Danach folgt das Parallelspiel. Beim Parallelspiel spielen unsere Kinder zwar immer noch alleine, allerdings unternehmen sie Versuche und setzen Handlungen, die sie in die Nähe anderer Kinder bringen. Sie interagieren allerdings nicht mit den anderen Kindern, sondern nutzen nur das gleiche Spielzeug oder spielen einfach nebeneinander im Sandkasten. Dabei wird das andere Kind aber durchaus recht genau beim Spielen beobachtet.

Beide Arten des Spieles verschwimmen längere Zeit noch ineinander und wechseln einander ab. Beiden Stufen nehmen mit zunehmenden Alter ab. Sie werden durch die nächste Stufe abgelöst, die allerdings einige Fähigkeiten zum sozialen Miteinander voraussetzen. Ganz wichtig sind hier zum Beispiel die Sprache und die zunehmende freie Bewegung im Umkreis. Wichtige Voraussetzungen zum Austausch zwischen Kindern.

Das Kindergartenalter

So ungefähr rund um das dritte Lebensjahr fangen unsere Kinder mit dem assoziativen Spiel an. Beim assoziativen Spiel werden die ersten Versuche unternommen, das Spielzeug zu tauschen und sich in das Spiel eines anderen Kindes einzumischen. Hier geht natürlich oftmals noch einiges schief, weil unsere Kinder die sozialen Regeln noch nicht kennen und auch noch gar nicht in der Lage sind diese zu befolgen. Dennoch ist es ratsam, als Elternteil unsere Kinder trotzdem auf die Regeln des sozialen Miteinander aufmerksam zu machen und sie dabei zu unterstützen, wenn Unterstützung notwendig ist. Wie Sie Ihrem Kind Sicherheit geben und wie Ihr Kind stark wird, erfahren Sie hier (https://www.familiencouch.com/kindern-sicherheit-geben/).  

Schließlich geht die Phase des assoziativen Spieles über in das kooperative Spiel. Also das ”klassische” Miteinander spielen sozusagen. Dieses kooperative Spiel ist gekennzeichnet durch einen gemeinsamen Plan aller Beteiligten. Nun lassen sich unsere Kinder auch nicht mehr so leicht von anderen Reizen ablenken, sondern versinken schon recht tief in ihr Spiel.

Diese Übersicht liefert uns ein Modell, wie sich das Spiel entwickelt. Nach R. White (2012) gibt es auch verschiedenen Kategorien des freien Spiels. Diese zeigen uns, wie unsere Kinder spielen. Hier unterscheiden wir:

Physische und motorische Spiele

Diese Spielart lässt sich schon von Beginn an bei unseren Kindern beobachten. Unsere Kinder spielen durch Bewegung und finden Spaß an springen und werfen. Die Komponente der Bewegung ist also eine sehr wesentliche für das Spiel und zieht sich durch alle Phasen des Spielen-Lernens.

Objektspiele

Auch das Spielen mit Objekten können wir schon sehr früh bei unseren Kindern beobachten. Im Zuge des Erforschens von Gegenständen, werden dessen Funktionen ausprobiert und unsere Kinder kommen in das Spiel rein.

Rollen- und Fantasiespiele

Ab drei bis vier Jahren nehmen die Rollen- und Fantasiespiele deutlich zu. Unsere Kinder schlüpfen dabei in andere Rollen, wie beim klassischen Vater-Mutter-Kind Spiel oder nehmen auch mal die Rolle eines Tieres ein. Das Fantasiespiel ist dann schon ein sehr aufwändiges und kompliziertes Konstrukt. Anfänglich ist es ein Stein, der plötzlich ein Kuchen ist. Später tun unsere Kinder so, als ob eine riesige Burg da steht oder als ob sie fliegen könnten zum Beispiel. Das Spiel löst sich also von konkreten Objekten oder tatsächlich existierenden Rollen ab und wird durch die eigene Fantasie ausgeschmückt.

Gesellschaftsspiele

Alle Spiele, die wir gemeinsam mit anderen spielen, haben eine soziale Komponente und sind somit Gesellschaftsspiele. Der Höhepunkt der Gesellschaftsspiele sind die klassischen Brettspiele, die wir gemeinsam mit anderen spielen. Hierzu ist es wichtig, die gesellschaftlichen Regeln zu kennen und schon Übung im sozialen Miteinander zu haben. Besonders das Aushalten von Frust ist hier eine Kernkompetenz, die sich bis zum sechsten Lebensjahr unserer Kinder ausbildet und die notwendig ist, um auch verlieren zu können.

Multimedia Spiele

Natürlich sind mittlerweile auch alle Spiele, die wir und unsere Kinder auf digitalen Geräten spielen, eine eigene Spielkategorie. Auch diese Spiele gibt es ab ungefähr 3 Jahren und aufwärts und können auch durchaus wichtige Lernkomponenten enthalten.


Resümee

Spielen ist ein Prozess des Lernens und der Entwicklung. Spielen ist lernen und liefert unseren Kindern den Grundstein für ihre Lernmotivation und erzeugt positive Erfahrung beim Entdecken, Erforschen und beim sozialen Miteinander. Es ist unsere Aufgabe als Eltern, unsere Kinder zu fördern, aber eben nicht zu überfordern. Es ist gut, wenn unsere Kinder Neues kennenlernen. Wenn wir aber merken, dass es noch zu schwer ist, ist es ebenso gut und wichtig, einen Schritt zurückzugehen oder gemeinsam mit unseren Kindern eine Lösung zu finden. Spielen soll nämlich vor allem eines: Spaß machen!


Wer ich bin?

Mein Name ist Mag. Ines Wurbs. Ich bin Dipl. Psychologin und Mama von zwei Kindern. Meine langjährige Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern hat mir immer Spaß gemacht, aber mir auch gezeigt, dass wir Eltern die Experten für unsere Kinder sind. Ich als Psychologin habe die Aufgabe, Eltern das nötige Wissen zu vermitteln, um unsere Kinder und uns Eltern zu unterstützen und zu stärken. Deshalb versuche ich mit meinem Magazin Familiencouch (www.familiencouch.com), Eltern wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie praxisnah zu vermitteln.

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